Sicherheitsklassen und Normen im Überblick
Je nach Arbeitseinsatz muss deine Arbeitskleidung oder Arbeitsschuh bestimmte Normen im Bezug auf die Sicherheit erfüllen. Die Anforderungen an die persönliche Schutzausrüstung (PSA) von Arbeitnehmern regelt in Deutschland die Europäische PSA Verordnung.
Auch die CE-Kennzeichnung nach EU Recht regelt die Sicherheit bei vielen Artikeln. Mit der Anbringung der CE-Kennzeichnung bestätigen die Hersteller das die Produkte den geltenden europäischen Richtlinien entsprechen. Neben dem CE Zeichen ist hier meist auch noch eine 4-stellige Zahl angebracht.
Welche Normen und Sicherheitsklassen deine PSA erfüllen muss erfährst du am besten direkt von deinem Arbeitgeber.
Bitte beachte das die hier gemachten Angaben zu Normen und Sicherheitsklassen dem Stand von Mitte 2023 entsprechen und sich die gesetzlichen Anforderungen jederzeit ändern können.
Sicherheitsklassen und Zusatznormen bei Arbeitsschuhen
Sicherheitsklassen und Normen bei Schutzhandschuhen
Normen für Schutz- und Arbeitskleidung
Schutzstufen für Atemschutzmasken
Sicherheitsklassen und Zusatznormen bei Arbeitsschuhen
Sicherheitsschuhe
Die Norm DIN EN ISO 20345 für Sicherheitsschuhe wurde im Juni 2022 grundlegend überarbeitet. Daher findest du nachfolgend eine Übersicht der alten (2011) und auch der neuen (2022) Norm. Für die alte Norm gelten entsprechende Übergangsfristen sodaß beide Normen aktuell gültig sind.
SB
ALT: Rutschhemmung (SRA/SRB/SRC), Zehenschutzkappe, offener Fersenbereich ist möglich.
NEU: Grundanforderung, Rutschhemmung auf Keramifliese mit NaLS (SR)
S1
ALT: Rutschhemmung (SRA/SRB/SRC), Zehenschutzkappe, geschlossener Fersenbereich, Kraftstoffbeständigkeit der Sohle (FO), antistatische Eigenschaften (A), Energieaufnahme im Fersenbereich (E)
NEU: Grundanforderung, Rutschhemmung auf Keramifliese mit NaLS (SR), geschlossener Fersenbereich, Antistatik (A), Energieaufnahme im Fersenbereich (E)
S1P
ALT: Rutschhemmung (SRA/SRB/SRC), Zehenschutzkappe, Durchtrittschutz (P), geschlossener Fersenbereich, Kraftstoffbeständigkeit der Sohle (FO), antistatische Eigenschaften (A), Energieaufnahme im Fersenbereich (E),
NEU: Entfällt nach neuer Anforderung 2022
S2
ALT: Rutschhemmung (SRA/SRB/SRC), Zehenschutzkappe, geschlossener Fersenbereich, Kraftstoffbeständigkeit der Sohle (FO), antistatische Eigenschaften (A), Energieaufnahme im Fersenbereich (E), Wasserabweisendes Obermaterial (WRU)
NEU: Grundanforderung, Rutschhemmung auf Keramifliese mit NaLS (SR), geschlossener Fersenbereich, Antistatik (A), Energieaufnahme im Fersenbereich (E), Wasserdurchtritt und Wasseraufnahme (WPA)
S3
ALT: Rutschhemmung (SRA/SRB/SRC), Zehenschutzkappe, Durchtrittschutz (P), geschlossener Fersenbereich, Kraftstoffbeständigkeit der Sohle (FO), antistatische Eigenschaften (A), Energieaufnahme im Fersenbereich (E), Wasserabweisendes Obermaterial (WRU), profilierte Laufsohle
NEU: Grundanforderung, Rutschhemmung auf Keramifliese mit NaLS (SR), geschlossener Fersenbereich, Antistatik (A), Energieaufnahme im Fersenbereich (E), Wasserdurchtritt und Wasseraufnahme (WPA), Widerstand gegen Durchstich: Stahlsohle (P), Profilsohle
S3L
NEU: Grundanforderung, Rutschhemmung auf Keramifliese mit NaLS (SR), geschlossener Fersenbereich, Antistatik (A), Energieaufnahme im Fersenbereich (E), Wasserdurchtritt und Wasseraufnahme (WPA), Widerstand gegen Durchstich: textile Sohle, 4.5mm Nägel (PL), Profilsohle
S3S
NEU: Grundanforderung, Rutschhemmung auf Keramifliese mit NaLS (SR), geschlossener Fersenbereich, Antistatik (A), Energieaufnahme im Fersenbereich (E), Wasserdurchtritt und Wasseraufnahme (WPA), Widerstand gegen Durchstich: textile Sohle, 3mm Nägel (PS), Profilsohle
S5
ALT: Rutschhemmung (SRA/SRB/SRC), Zehenschutzkappe, Durchtrittschutz (P), geschlossener Fersenbereich, Kraftstoffbeständigkeit der Sohle (FO), antistatische Eigenschaften (A), Energieaufnahme im Fersenbereich (E), profilierte Laufsohle, muss komplett geschlossen und wasserdicht sein (meist Gummistiefel)
NEU: Entfällt nach neuer Anforderung 2022
S6
NEU: Grundanforderung, Rutschhemmung auf Keramifliese mit NaLS (SR), geschlossener Fersenbereich, Antistatik (A), Energieaufnahme im Fersenbereich (E), Wasserdurchtritt und Wasseraufnahme (WPA), Wasserdichtheit (WR)
S7
NEU: Grundanforderung, Rutschhemmung auf Keramifliese mit NaLS (SR), geschlossener Fersenbereich, Antistatik (A), Energieaufnahme im Fersenbereich (E), Wasserdurchtritt und Wasseraufnahme (WPA), Wasserdichtheit (WR), Widerstand gegen Durchstich: Stahlsohle (P), Profilsohle
S7L
NEU: Grundanforderung, Rutschhemmung auf Keramifliese mit NaLS (SR), geschlossener Fersenbereich, Antistatik (A), Energieaufnahme im Fersenbereich (E), Wasserdurchtritt und Wasseraufnahme (WPA), Wasserdichtheit (WR), Widerstand gegen Durchstich: textile Sohle, 4.5mm Nägel (PL), Profilsohle
S7S
NEU: Grundanforderung, Rutschhemmung auf Keramifliese mit NaLS (SR), geschlossener Fersenbereich, Antistatik (A), Energieaufnahme im Fersenbereich (E), Wasserdurchtritt und Wasseraufnahme (WPA), Wasserdichtheit (WR), Widerstand gegen Durchstich: textile Sohle, 3mm Nägel (PS), Profilsohle
Berufsschuhe
Berufsschuhe werden nach der Norm EN ISO 20347 zertifiziert und bieten gegenüber den Sicherheitsschuhen nur einen geringeren Schutz da sie u.a. über keine Zehenschutzkappe verfügen. Somit sind Berufsschuhe nur für leichte Tätigkeiten im Arbeitseinsatz geeignet bei denen nur ein geringes Risiko vor Verletzungen besteht (z.B. Arztpraxen)
OB
Überwiegend trockene Arbeitsbereiche
O1
Überwiegend trockene Arbeitsbereiche, geschlossener Fersenbereich, Antistatisch
O2
Obermaterial ist beständig gegen das Eindringen bzw. Aufnahme von Feuchtigkeit (min. 60 Min). geschlossener Fersenbereich, Antistatisch
O4
Vollgummi- oder Kunststoffschuhe für den Nassbereich. Rutschhemmung: SRA. SRB, SRC. Geschlossener Fersenbereichselbstverständlich.
Sicherheitsklassen und Normen bei Schutzhandschuhen
Auch bei Schutzhandschuhen gibt es eine Vielzahl an Normen und Schutzklassen. Je nach Einsatzbereich müssen Handschuhe nicht nur richtig passen, sondern den Träger vor einer Vielzahl an Gefahren im Arbeitsalltag schützen. Nachfolgend findest du die wichtigesten Normen im Überblick.
EN ISO 374 - Chemikalienschutzhandschuhe
Chemikalienschutzhandschuhe werden im Test auf 18 verschiedene Prüfchemikalien getestet. Hierbei müssen die Handschuhe je nach Prüfverfahren (A,B,C) verschiedene Anforderungen erfüllen. Gekennzeichnet sind diese mit einem Piktogramm eines Erlenmeyerkolben und abweichender Anzahl an Buchstaben für die jeweiligen Prüfchemikalien. Somit ist gewährleistet das diese Art von Handschuhen einen entsprechenden Schutz gegen verschiedene Chemikalien garantiert.
Typ A; Permeationsbeständigkeit bei indestens 6 Prüfchemikalien jeweils 30 Minuten
Typ B: Permeationsbeständigkeit bei indestens 3 Prüfchemikalien jeweils 30 Minuten
Typ C: Permeationsbeständigkeit bei indestens 1 Prüfchemikalien jeweils 10 Minuten
DIN EN 388 - Schnittschutzhandschuhe (Mechanische Risiken)
Schnittschutzhandschuhe müssen den Schutz gegen mechanische Risiken wie Abrieb, Schnitt, Weiterreißen, Durchstich und falls zutreffen auch Stoß erfüllen. Hierbei werden die einzelnen Prüfparameter in verschiedene Leistungsstufen von 1 - 4 eingeteilt.
DIN EN 407 - Schutzhandschuhe gegen thermische Risiken
Diese Art von Handschuhen muss den Schutz gegen thermische Risiken bei Anwendungen mit Hitze erfüllen. Sie schützen den Träger vor Kontaktwärme, Strahlungswärme und kleinen Spritzern geschmolzenen Metalls. Beim Prüfverfahren werden die Paramater Brennverhalten, Kontaktwärme, Konvektive Wärme, Strahlungswärme, Kleine Spritzer geschmolzenen Metalls und große Mengen flüssigen Metalls in die Leistungsstufen 1 - 4 eingeteilt.
DIN EN 455 - Medizinische Handschuhe zum einmaligen Gebrauch
Medizinische Handschuhe für den einmaligen Gebrauch müssen Anforderungen und Prüfungen bzgl. Dichtheit, physikalischen Eigenschaften, biologischer Sicherheit und der Mindesthaltbarkeit erfüllen.
DIN EN 511 - Schutzhandschuhe gegen Kälte
Die unter dieser Norm zertifizierten Handschuhe sollen den Träger vor Konvektionskälte (durchdringende Kälte) als auch vor Kontaktkälte (direkte Berührung) schützen. Auch hier sind die Prüfparamter in die Leistungsstufen 1 - 4 eingeteilt.
DIN EN 16350 - Schutzhandschuhe mit Elektrostatischen Eigenschaften
Diese Art von Handschuhen wird insbesondere in brand- und explosionsgefährlichen Arbeitsbereichen verwendet. Das Prüfverfahren legt Anforderungen an die Leistung, Kennzeichnung und Information zu elektrostatisch ableitfähigen Schutzhandschuhen fest um das Risiko einer Explosion so gering wie möglich zu halten. Antistatische Schutzhandschuhe leiten elektrostatische Aufladungen kontrolliert ab und sorgen dafür, dass eine elektrostatische Aufladung des Trägers vermieden wird. Der Träger muss immer entsprechend geerdet sein was den Einsatz von weiterer Schutzausrüstung erforderlich macht.
Normen für Arbeits- und Schutzbekleidung
Auch die Arbeitskleidung wie Jacken, Hosen oder Overalls müssen je nach Arbeitseinsatz bestimmte Normen gegen eine Vielzahl von Gefahren erfüllen.
EN 343 - Schutz gegen Regen
Diese Kleidung muss besonderen Schutz gegen den Einfluss von Niederschlag (z.B. Regen, Schnee), Nebel und Bodenfeuchtigkeit erfüllen. Hierbei wird der A = Wasserdurchgangswiderstand und der B = Wasserdampfungswiderstand in die Leistungsstufen 1 - 3 eingeteilt.
EN 510 - Schutz gegen verfangen in beweglichen Teilen
Um das Risiko des Verfangens oder Einziehens durch bewegliche Teile zu minimieren, sofern der Träger an oder der nähe von Maschinen oder Geräten mit gefährlichen Bewegungen arbeitet. Hierzu müssen alle anderen Kleidungsstücke abgedeckt sein, die Kleidung eng anliegen und äußere Flächen glatt sein.
EN 1149 - Elektrostatische Eigenschaften von Schutzkleidung
Die Schutzkleidung gegen elektrostatische Eigenschaften schützt vor zündfähigen Entladungen, jedoch nicht vor Netzspannungen.
EN ISO 11611 - Schutzkleidung für Schweissen und verwandte Verfahren
Diese Art von Schutzkleidung muss den Träger gegen Schweissspritzer, kurzzeitigem Kontakt mit Flammen und Strahlungswärme aus dem Lichtbogen schützen. Unter üblichen Schweissbedingungen bietet sie im begrenzen Maße elektrishce Isolation gegenüber Leitern, die unter Gleichspannung stehen (bis ca. 100 V).
EN ISO 11612 - Schutzkleidung gegen Hitze und Flammen
Die Anforderungen gelten für Kleidung die für einen weiten Bereich von Anwendungen vorgesehen ist. Sie hat eine begrenze Flammenausbreitung und dient zum Schutz gegen Strahlungswärme, konektive Wäre und oder Kontaktwäre sowie Spritzer geschmolzenen Metalls.
EN 13034 - Schutzkleidung gegen flüssige Chemikalien
Leistungsanforderung an Chemikalienschutzkleidung mit eingeschränkter Schutzleistung gegen flüssige Chemikalien Typ 6 und PB. Sie dient nicht zum Schutz gegen Lösungsmittel. Die Eignung zum Schutz vor Chemikalien muss für jede Chemikalie einzeln in Abhängigkeit von Konzentration und Temperatur ermittelt werden.
EN 13982 - Schutzkleidung gegen feste Partikel
Leistungsanforderungen an Chemikalienschutzbekleidung die für den gesamten Körper Schutz gegen luftgetragene, feste Partikel gewährt.
EN 14058 - Schutzkleidung gegen kühle Umgebungen
Legt die Anforderungen an Kleidungsstücke zum Schutz des Körper gegen kühle Umgebungen unter -5°C fest. Neben dem Piktogramm ist die Klasse des Wärmedurchgangswiderstand und der Luftdurchlässigkeit anzugeben. Geprüft werden Wärmedurchgangswiederstand, die Luftdurchlässigkeit und wahlweise der Wasserdurchgangswiderstand und Wärmeisolation. Der Wärmedurchgangswiderstand Rct wird in 4 Klassen, (4 = höchste Klasse), die Luftdurchlässigkeit in 3 Klassen festgelegt.
EN 14116 - Schutzkleidung gegen Hitze und Flammen
Diese legt die Leistungsanforderungen an Material, Materialkombination und Schutzkleidung für begrenze Flammenausbreitung fest um zu verhindern das die Kleidung Feuer fängt. Hierbei wird von unbeabsichtigten, kurzem Kontakt mit einer kleinen Flamme und keiner bedeutsamen Gefährdung durch Hitze sowie der Abwesenheit anderer Wärmequellen ausgegangen. Bei größeren Schutzeigenschaften ist die EN ISO 11612 eher geeignet. Die Klassifizierung erfolgt in 3 Klassen wobei verschiedene Parameter geprüft werden.
EN 14404 - Knieschutz bei knieender Haltung
Legt die Anforderungen an Knieschutz bei Arbeiten in knieender Haltung fest. Hierbei wird insbesondere die Stichfestigkeit in 2 verschiedene Leistungsstufen eingeteilt.
EN 14605 - Schutzkleidung gegen flüssige Chemikalien
Legt die Leistungsanforderungen an Chemikalienschutzanzüge mit flüssigkeitsdichten oder spraydichten Verbindungen zwischen den Teilen der Bekleidung, inklusive der Kleidungsstücke die nur Teiel des Körpers schützen (Typ PB 3 / PB 4).
EN 20471 - Hochsichtbare Warnkleidung
Warnkleidung wird insbesondere für Arbeiten im exponierten Außeneinsatz (z.B. Strassenbau) benötigt. Diese soll sicherstellen das der Träger bei allen Lichtverhältnissen für Fahrzeugführer oder Bediener anderer technischer Aussrüstung jederzeit auffällig sichhtbar ist. Dies gilt sowohl bei Tageslicht als auch bei Scheinwerferbeleuchtung in der Dunkelheit. Die Einteilung der Klassen richtet sich nach der kleinsten Fläche des sichtbaren Materials (Fluoreszierend) und der Reflektion in 3 verschiedene Klassen.
EN 61482 - Schutzkleidung gegen thermische Gafahren durch Störlichtbogen
Diese Art von Schutzkleidung schützt vor thermische Gefahren durch Störlichtbogen und verhindert das weiter brennen (z.B. Hausanschlusskästen, Kabelverteilerschränken, Unterverteilungen).
Schutzstufen für Atemschutzmasken
Atemschutzmasken bieten Schutz gegen Partikel aller Art und sind in der Nrom DIN EN 149 festgelegt. Diese schützen den Träger vor partikelförmigen Schadstoffen wie z.B. Aluminiumstaub, Glasfaser, Holzstaub, vielen Arten von Viren und weiteren Schadstoffpartikeln. Diese sind in verschiedene Atemschutzklassen eingeteilt die je nach Belastung für die verschiedenen Einsatzzwekce geeignet sind. Hierbei wird zwischen R = Wiederverwendbaren filtrierenden Halbmasken und NR = maximal für eine Schicht verwendbarer filitrierender Halbmasken unterschieden.
FFP1
Schutz vor ungiftigen und nicht fibrogenen Stäuben. Nicht gegen Partikel krebserzeugender und radioaktiver Stoffe sowie luftgetragene biologische Stoffe der Risikogruppe 2 und 3 sowie Enzyme.
FFP2
Schutz vor festen und flüssigen gesundheitsschädlichen Stäuben, Rauch und Aerosolen. Nicht gegen Partikel radioaktiver Stoffe und luftgetragene biologische Arbeitsstoffe der Risikogruppe 3 und Enzyme. Wirksam gegen eine Vielzahl an Viren (z.B. Covid).
FFP3
Schutz vor giftigen und gesundheitsschädlichen Stäuben, Rauch und Aerosolen. Im Umgang mit krebserregenden oder radioaktiven Stoffen und Krankheitserregern wie Viren und Bakterien wird der Einsatz von FFP3 Masken empfohlen.